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Auto- und Uhrenmuseum ErfinderZeiten in Schramberg

Erleben Sie Geschichte der Uhr im ErfinderZeiten

Junghans – ein Unternehmen schreibt Zeitgeschichte

Der Name Junghans ist mit Schramberg untrennbar verbunden. Uhren des innovativen Schwarzwälder Unternehmens fanden zu jeder Zeit weltweit Abnehmer. Junghans ist aber mehr als „nur“ ein Uhrenhersteller – Junghans ist das Symbol für Erfindungsreichtum und das kontinuierliche Streben nach Präzision. Schon bald nach der Firmengründung im Jahr 1861 durch Erhard Junghans und seinen Schwager Jakob Zeller-Tobler waren Junghans-Zeitmesser über die Region hinaus als zuverlässige und präzise Werke deutscher Uhrmacherkunst bekannt.
Junghans hat in den vergangenen 150 Jahren immer wieder Zeitgeschichte geschrieben. Das Unternehmen war einst Schrambergs bedeutendster Arbeitgeber, die Eigentümer unterstützten das gesellschaftliche Leben der Stadt als großzügige Mäzene – unter anderem durch den Bau des ersten Freibades.
Die Erfindungen der Schramberger Uhrmacher sind legendär: elektrisch angetriebene Zeitmesser, die Quarz-Technologie und schließlich die Funkuhren-Technologie.
Inzwischen hat sich Junghans auch wieder auf traditionelle Handwerkskunst zurückbesonnen und der mechanischen Uhr zu einer Renaissance verholfen.

Die Geschichte der Uhr im Schwarzwald

Vermutlich war es vor etwa 350 Jahren, als im Schwarzwald jemand auf die Idee kam, aus dem hierzulande gleichmäßig gewachsenen Holz mehr als nur Bretter, Schindeln und Kienspäne zu machen: eine Uhr. Genial einfach und rustikal musste die Konstruktion sein, damit man sie billig verkaufen konnte. Die Uhr für Jedermann also, damit sich selbst einfache Bauersleute eine Uhr in die Stube hängen konnten. Dreihundert Jahre hindurch haben Schwarzwälder Uhrmacherinnen und Uhrmacher Europa und die Welt mit Uhren versorgt. Zweihundert Jahre waren geprägt von der hausgewerblichen Produktion, ein Jahrhundert lang setzten Uhrenfabriken diese Tradition fort.
Waagbalkenuhr Vorderpendel (Sog. Kuhschwanzpendel)

Die Konstruktion der Uhr war einfach: Das Räderwerk wurde zwischen zwei Holzstabplatinen aufgehängt. Drei Räder genügten für ein Werk, das von einem Feldstein als Gewicht angetrieben wurde und - einmal aufgezogen – knapp über zwölf Stunden lang lief. Die Waaghemmung regelte den Gang dieser Uhr, es gab noch kein Pendel.

Die Lackschilderuhren, wie sie ab 1800 gebaut wurden, sind normalgroße Wanduhren. Kunst-fertige Schildmaler ließen wirkliche Kunstwerke entstehen. Etwa 50 % der Gesamtproduktion im Schwarzwald entfielen auf diesen Uhrentyp. So wurden die Uhren mit handbemaltem, lackiertem Holzschild, Schlagwerk oder mit Kuckucksruf zu einem Markenzeichen der Uhrmacherei des Schwarzwaldes.

Bald entstanden auch einfache Automaten, die in der Fachsprache „Figurenuhren“, in der Mundart einfach „Männleuhren“ genannt wurden, z. B. der Augenwender, da rollten die Au-gen der aufgemalten Figuren im Sekundentakt.

Die Bezeichnung stand für kleine Schwarzwälder Uhren mit einer Werkgröße von 8 x 6 cm, oft mit Porzellan- oder Messingblechschild ausgestattet. Der Name geht zurück auf Jakob (Jockele) Herbstreith aus Hinterzarten, der 1790 diese kleinen Wanduhren fertigte.

Die nach dem Schottenhof in Neustadt benannte 24-stündige Gewichtsuhr war von mittlerer Größe. In der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts erlebte sie ihre große Zeit. Sie hatte maß-geblichen Anteil daran, dass sich das Hausgewerbe noch relativ lange halten konnte.

Um 1750 wurden Kuckucksuhren erstmals im Schwarzwald gebaut. Die Kuckucksuhr, wie man sie heute allgemein kennt, geht auf die bei einem Wettbewerb 1850 ausgezeichnete Bahn-häusle-Uhr des Karlsruher Architekturprofessors Friedrich Eisenlohr zurück. Bis heute ist diese Form der Schwarzwalduhr als Souvenir beliebt.

Mit der Kräz, einem Tragegestell für den Rücken, erfolgte zunächst der Vertrieb der Uhren. Schwarzwälder Uhrenhändler waren dafür verantwortlich, dass ab Ende des 18. Jahrhunderts die preisgünstigen Holzuhren aus dem Schwarzwald den europäischen Markt dominierten und auch den Weg in andere Kontinente fanden. Großhändler, auch „Packer“ genannt, schickten den Uhrenhändlern in großen Kisten den Nachschub.

Mitte des 19. Jahrhunderts kam dann schließlich das Ende der hausgewerblichen Uhrmacher im Schwarzwald. Mit staatlicher Unterstützung entwickelte sich eine Uhrenindustrie. Neue Zentren entstanden z. B. in Schramberg und Schwenningen. Den Hauptumsatz erzielten die großen Uhrenfabriken vor allem mit zwei Uhrentypen, den Metallweckern und den Federzug-Regulatoren, beide verfertigt nach amerikanischer Technologie.

Mit dem Beginn des Industriezeitalters war der Wecker ein gefragter Artikel in der Schwarz-wälder Uhrenproduktion. 1905 wurde die gesamte produzierte Stückzahl an Weckeruhren auf 4,1 Mio. Stück geschätzt. Das entsprach 70,7 % der Gesamt-Uhrenproduktion. Gängigste Typen waren die sogenannten Baby-Wecker mit rundem Metallkorpus und aufgesetzter Glocke.

Der Federzug-Regulator war zwischen 1880 und 1930 in Deutschland die beliebteste Wohn-zimmeruhr. Sie hatte sich aus dem Wiener Gewichtsregulator entwickelt. Diese sorgfältig ge-arbeiteten und genauen Uhren erforderten wegen des Langpendels und der im Innern ange-brachten Gewichte lange, schmale Gehäuse. Beim Regulator mit Federantrieb und mittellan-gem Pendel konnte der Uhrenkasten verkürzt werden.

Außer der Produktion von Großuhren startete z.B. Junghans um die Jahrhundertwende mit der Fertigung von Kleinuhren. Nach der Fusion mit Thomas Haller wurden auch im Schramber-ger Stammwerk ab 1903 Taschenuhren hergestellt.

„Für jeden Raum die passende Uhr“ lautete Anfang des 20. Jahrhunderts die Losung. In ihren Grundformen und Farben wurden die Küchenuhren mit abwaschbarem Gehäuse und ohne Schlagwerk variantenreich auf die jeweils herrschende Mode abgestimmt.

Die Taschenuhr erwies sich für manche Verwendungen jedoch als unhandlich, der Markt verlangte zunehmend die alltagstauglichen und modischen Armbanduhren. Spät zwar aber nicht zu spät beschäftigt man sich bei Junghans mit dem Segment Armbanduhr. Ab 1927 schließlich baute Junghans Armbanduhren.

(Erfinder Leon Hatot 1920)

Junghans kam 1930 durch die Fusion mit der Hamburg-Amerikanischen Uhrenfabrik an deren ATO-Lizenzrechte für Deutschland. Das Hauptaugenmerk legte Junghans auf die Entwicklung von elektrischen Uhrenanlagen nach dem ATO-Prinzip.

Auch die Uhrenherstellung wurde in den 1970er Jahren von der Microelektronik revolutioniert. Integrierte Schaltkreise ermöglichten es, quarzgesteuerte vollelektronische Werke herzustellen. Durch die Verwendung von Kunststoff wurde die Uhrenherstellung rationalisiert. Mit billigeren Uhren wurde der Weltmarkt Anfang der 1980er Jahre von Honkong aus überschwemmt. Preislich konnten die Schwarzwälder Uhrenfirmen nicht mehr mithalten. Nur wenige haben die siebziger und achtziger Jahre überlebt. Viele Arbeitsplätze fielen weg, hochqualifizierte Mitarbeiter wurden nicht mehr gebraucht.

Einen großen Prestigeerfolg konnte die Junghans-Entwicklungsabteilung verbuchen, als sie 1972 bei den Olympischen Spielen in München mit selbst konstruierten elektronischen Mess-geräten zum offiziellen Zeitnehmer wurde. Die elektronisch vernetzten Startblöcke, Startkon-trollanlagen und Doppellichtschranken ermöglichen, dass sowohl Start als auch Zieleinläufe eindeutig registriert, überwacht und dokumentiert werden können.

Die erste funkgesteuerte Armbanduhr der Welt brachte Junghans 1990 auf den Markt. Sie synchronisiert sich automatisch mit den Radio-Zeitsignalen des bei Frankfurt gelegenen Senders DCF77, stellt Datum und Uhrzeit automatisch ein. Bald folgte die Funk-Solar-Armbanduhr, deren Energieversorgung über Solarzellen erfolgt.

Und heute? Man besinnt sich zurück auf frühere Werte, die mechanische Uhr erlebt eine Renaissance. Technisch sehr anspruchsvolle, handgefertigte Chronometer führen zurück zu den Anfängen der Uhrenproduktion im Schwarzwald. Schön, dass Tradition und Moderne sich so harmonisch zueinander fügen.

1900: Welthauptstadt der Uhren

diesen Titel trug Schramberg um 1900. Und das dank zweier Unternehmen: Junghans und Hamburg-Amerikanische Uhrenfabrik. Sie bildeten die Basis für die rasante wirtschaftliche Entwicklung des Schwarzwaldstädtchens und gaben tausenden Menschen Arbeit und Brot.

Es war die Zeit, als die Firma Junghans den Zenit ihrer Geschichte erklommen hatte. Und es war die Zeit, als die Vision des Gründersohnes Arthur Junghans Realität wurde: Junghans war die größ-te Uhrenfabrik der Welt, mehr als 3000 Beschäftigte fertigten über drei Millionen Uhren pro Jahr. Junghans-Uhren wurden zum Inbegriff für erschwingliche und hochwertige Qualität aus Deutschland und fanden weltweit reißenden Absatz.

Dieser Erfolg war in erster Linie das Verdienst von Arthur Junghans, denn der gelernte Uhrmacher verband technischen Fortschritt und traditionelle uhrmacherische Werte auf beeindruckende Weise. Er hatte sich auf seinen Reisen nach Amerika eingehend mit den neuen technischen Möglichkeiten einer rationellen Fertigung beschäftigt. So fanden viele produktionstechnische Neuerungen Einzug in das Unternehmen, deren Ideengeber, Konstrukteur und dessen technischer Leiter Arthur Junghans selbst war.

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